10 Fakten über die Sherry-Weinberge
1. Ein harter Sommer
Das Sherry-Dreieck liegt in einer trockenen, heißen Ecke Südwest-Spaniens mit extremer Sommerhitze. Trotzdem ist die Bewässerung der Sherry-Weinberge das ganz Jahr über verboten. Wasser bekommen sie nur in Form von Niederschlägen ab, und die sind eher selten.
2. Albariza – die Rettung
Die Weinberge im Sherry-Dreieck (außer Moscatel in Küstennähe) haben einen Boden namens Albariza. Dieser hellweiße, feine Kalkboden hat einen hohen Anteil an Kalziumkarbonat und eine stark poröse Struktur, welche von unzähligen Meeresfossilien stammt. Der Boden saugt Wasser auf wie ein Schwamm. Anschließend verwandelt die Sonne die Oberfläche in eine harte Kruste, durch welche die Feuchtigkeit ohne Verdunstungsverlust eingeschlossen wird. Da er so porös ist, können sich die Wurzeln gut ausbreiten, nicht selten über mehrere Meter. So können sie während der Trockenzeit so viel Feuchtigkeit wie nötig aufnehmen.
3. Location, location, location
Die Weinberge werden in verschiedene Einzellagen, „Pagos“, eingeteilt. Zu den bekanntesten Pagos gehören Macharnudo, Carrascal, Añina und Balbaina. Jede Lage hat ein anderes Mikroklima, eine andere Exposition, andere Eigenschaften in Bezug auf Boden und Geographie. Dies trägt zur Qualität und zum Charakter der Trauben bei. Kürzlich gab es beispielsweise eine Diskussion darüber, ob die näher am Meer gelegenen Pagos salzigere Trauben hervorbringen, und ob der salzige Geschmack von Manzanilla teilweise darauf zurückzuführen ist. Manche Sherrys tragen den Namen der Pagos, von denen ihre Trauben stammen, auf dem Etikett.
4. Jeder (Regen-)Tropfen zählt
Wegen des Bewässerungsverbots ist das Sammeln jedes einzelnen Regentropfens oberstes Gebot. Niederschläge gibt es im Herbst und Winter, oft in kurzen, sintflutartigen Güssen. Um all das Wasser aufzufangen, werden kleine, quadratische Mulden in den Boden zwischen den Rebstöcken gegraben. Hier kann sich das Wasser sammeln. Dieses Vorgehen – „aserpiado“ genannt – reduziert die Drainage und lässt den Boden den gesamten Niederschlag aufnehmen. Nach der Regenzeit wird der Boden wieder geebnet.
5. Robuste Reben
Für eine gute Sherry-Lese braucht man robuste Reben in absoluter Bestform. Deshalb behalten Weinberge im Sherry-Dreieck keine „alten Reben“, wie es andere Weinregionen tun. Reben werden nach ca. 30 bis 35 Jahren in einem Rotationssystem ersetzt. Werden alte Reben entfernt, ruht der Boden zwei Jahre lang, bevor neue Reben gesetzt werden. Es dauert weitere drei bis vier Jahre, bis die neuen Reben Trauben produzieren.
6. Vara y Pulgar
Die traditionelle Methode des Ausholzens von Sherry-Reben heißt „Vara y Pulgar“, soviel wie „Stock und Daumen“. Jeder Rebstamm hat zwei Arme, von denen der eine lang belassen wird und mindestens acht Augen hat – der „Stock“. Der andere wird ein kurzer Trieb mit nur einem oder zwei Augen – der „Daumen“. Am Ende der Wachstumsphase wird der lange Trieb zurückgeschnitten, um im darauffolgenden Jahr der kurze Zapfen zu werden, genauso wird der Daumen im Folgejahr wieder zum Stock.
7. Nicht nur der Schönheit wegen
Wer einen Weinberg besichtigt, sieht oft Blumen am Ende einer Reihe von Rebstöcken blühen. Nelken sind typisch für die Region, Rosen gibt es auch zu sehen. Das sieht nicht nur hübsch aus, sondern hatte früher eine wichtige Funktion. Vor der Technisierung der Bewirtschaftung setzten die Weinbauern Esel ein, um die Ernte und landwirtschaftliche Geräte zu transportieren. Die Esel ermüdeten schnell in der Hitze, lehnten sich gerne an die Rebstöcke am Ende einer Reihe und richteten so Schaden an. Die Rosen boten so eine dornige Abschreckung!
8. Die Lese – nur für Nachteulen
Die Weinlese im Sherry-Dreieck findet Ende August statt, bei Temperaturen von mindestens 37°. Der Grundwein soll fein und zart sein, mit der geringstmöglichen Oxidierung. Da das Risiko der Oxidierung bei Wärme steigt, wird in vielen Weinbergen nachts geerntet, wenn es etwas abkühlt.
9. Mensch oder Maschine?
Viele Abläufe im Weinberg, auch die Ernte, wurden in den letzten Jahren immer stärker automatisiert. Doch ein gewisser Anteil der Lese wird immer noch von Hand geerntet, manche Weinberge komplett. Somit kann man die Qualitätskontrolle zum Zeitpunkt der Lese ansetzen, statt warten zu müssen, bis die Trauben bei der Kelter eingetroffen sind und womöglich verdorbene Trauben ihren Nachbarn schon Schaden zugefügt haben.
10. Sonnenbad im Weinberg
Pedro Ximenez Sherry besteht aus Trauben, die in der Sonne getrocknet werden, um ihren Zuckergehalt anzureichern. Dieser Prozess heißt „asoleado“: die Trauben werden ca. eine Woche lang auf Schilfmatten in der Sonne ausgelegt. Während das Wasser verdunstet, schrumpfen die Trauben zu einem Viertel ihrer ursprünglichen Masse. Dieses Sonnenbad fördert die Anreicherung von Zucker und die Konzentration und Vertiefung des Geschmacks.
Die Ansichten in diesem Artikel sind die der Autoren und geben nicht zwingend die Meinung des Kontrollrats wieder.
Geschrieben von Helen Highley


13 Mai 2018
