Der grundlegende Charakter des Sherrys, seine Identität, ist nicht nur das Ergebnis seiner geographischen Herkunft, auch wenn das Klima und die Lage außergewöhnliche Bedingungen schaffen. Auch die historischen Hintergründe, die den Wein seit über 3.000 Jahren beeinflussen, spielen eine große Rolle. Sie sind für den Sherry mindestens genau so wesentlich wie es der Wein selbst, seine Produktion und sein Verkauf für die kulturelle Identität der Region und ihrer Bewohner ist. Sherry-Weine sind das Resultat der zahlreichen Spuren, die die unterschiedlichsten Kulturen in der Erzeugerregion hinterlassen haben. Die Identität dieser Weine wurde in 3.000 Jahren Geschichte geformt. Unterschiedliche Kulturen haben sich von der Landschaft verführen lassen und den Weinen ihren ganz eigene Prägung mitgegeben. Um die einzigartige Persönlichkeit des Sherrys zu verstehen, muss man sich mit Geschichte beschäftigen. Die Geschichte der Region Jerez ist die Geschichte ihrer Weine.

Wein in früheren Zeiten

Die frühesten Überlieferungen zum Wein aus Jerez stammen von dem griechischen Geographen Strabon, der im 1. Jh. v. Chr. in seinem Werk Geographie (Band III) schrieb, die Weinreben in Jerez seien um das Jahr 1100 v. Chr. von den Phöniziern in die Gegend gebracht worden. Im Castillo de Doña Blanca, vier Kilometer von Jerez, wurden einige Keltern zur Weinherstellung gefunden, die aus der Epoche der Phönizier stammen. Diese archäologischen Funde untermauern die Annahme, dass es die Gründer der ehemaligen Stadt Gades selbst waren, die die Kunst des Weinbaus und der Weinherstellung aus dem heutigen Libanon in diese Gegend brachten.

Die Phönizier nannten die Gegend, in der sich das heutige Jerez befindet, Xera. Es herrschte reger Handel. Die dort hergestellten Weine wurden in den gesamten Mittelmeerraum verschifft, vor allem nach Rom. So erhielt der Wein aus Jerez bereits von Beginn an eine seiner typischsten und wichtigsten Eigenschaften, die ihn durch die Jahrhunderte hindurch prägen sollte: Er wurde zum "Globetrotter".

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Auch die Griechen und Karthager schrieben Geschichte in der Gegend, die tief mit der mediterrane Kultur des Weins und der Mäßigung verwurzelt ist.

Etwa im Jahre 138 v. Chr. befriedete Scipio Aemilianus die Provinz Betica. Dies war der Beginn der römischen Herrschaft. Bedeutende Handelsrouten wurden ins Leben gerufen und Erzeugnisse aus dieser Region gelangten so in die ewige Stadt. Die Bewohner von Cádiz verkauften nicht nur Olivenöl nach Rom, sondern auch Wein aus der Region um Ceret sowie Garum, eine Art pikante Fischsauce. Bereits damals genoss der Vinum Ceretensis einen ausgezeichneten Ruf, der weit über die Landesgrenzen hinaus drang. Er wurde nicht nur in Rom, sondern auch in zahlreichen weiteren Landstrichen des Imperiums geschätzt. Belegt ist dies ist durch etliche archäologische Funde, z. B. in Form von Amphoren, deren Inhalt zu Steuerzwecken markiert wurde.

In den ersten Jahren unserer Zeitrechnung trug Lucius Moderatus Columella aus Cádiz in seinem Werk "De re rustica" das zusammen, was über Jahrhunderte hinweg den Grundstock des Weinbaus in Jerez bilden sollte: die Boden- und Rebarten, das Anlegen der Weinberge, welche Arbeiten zu verrichten waren und zu welcher Jahreszeit, die Qualität des gekelterten Mosts usw.

Das Land Sherish

Im Jahr 711 begann die maurische Herrschaft in Spanien, die in Jerez über fünf Jahrhunderte andauern sollte. In dieser Zeit blieb Jerez ein wichtiges Weinerzeugungsgebiet, obwohl der Koran alkoholische Getränke verbietet. Rosinenproduktion und die Alkoholerzeugung zu anderen Zwecken sowie der Einsatz des Weins zu medizinischen Zwecken dienten als Begründung für die Fortsetzung des Weinanbaus und der Weinproduktion.

966 befahl der Kalif Alhaken II. aus religiösen Gründen, sämtliche Weinreben in Jerez auszureißen. Dagegen argumentierten die Bewohner, dass die Trauben zu Rosinen verarbeitet würden, um die Truppen des Heiligen Krieges zu ernähren, was zum Teil auch stimmte. Sie erreichten, dass nur ein Drittel ihrer Rebstöcke vernichtet wurde.

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Eine lateinische Variante der Al-Idrisi-Karte von 1154. Hier ist die Stadt Seris (Jerez) zu sehen, von deren Namen das Wort Sherry abgeleitet wurde.

Man weiß, dass der Sherry in Zeiten von geringem religiösen Fundamentalismus auf breiter Ebene geschätzt und getrunken wurde – insbesondere in Elitekreisen der damaligen Gesellschaft.

Eine Landkarte, die der maurische Geograph Al Idrisi im Jahr 1150 für König Roger II. von Sizilien erstellte, wird heute in der Bodleian Library der Oxford University aufbewahrt. Das Besondere an dieser Landkarte: Der Norden ist unten und der Süden oben eingezeichnet. Eindeutig ist auch der Name zu sehen, den die Mauren der Stadt Jerez verliehen hatten: Sherish.

Der Wein nach der Wiedereroberung

1264 eroberte der kastilische Monarch Alfons X. Jerez von den Mauren zurück. Die Stadt wurde zur Grenzstadt, von jetzt an mit christlichem Namen: Xeres de la Frontera. Xeres war die Grenze zum Nasriden-Königreich von Granada und erlebte jahrelange erbitterte Gewalt und Blutvergießen. In dieser Zeit war zweierlei wichtig: die Bevölkerung zu stärken und die Landwirtschaft zu erweitern.

Ein königliches Belohnungssystem wurde eingeführt, das bestimmte Landstücke auf Grundlage des gesellschaftlichen Prestiges und erzielter Verdienste zuteilte. Weinreben und Getreide waren bedeutende Wirtschaftsfaktoren und leisteten einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung – ihre Anpflanzung wurde von Alfonso X gesetzlich verordnet. Der König besaß sogar seinen eigenen Weinberg in der Region Jerez.

Der Legende nach gab einer seiner wichtigsten Militäroffiziere, Fernán Ibáñez Palomino, der Traube, die später so charakteristisch für das Gebiet werden sollte, ihren Namen: Palomino-Traube.

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264 erobert Alfonso X. der Weise die Stadt Jerez zurück. Sie wird zur Grenze (daher der Name) zum Nasriden-Königreich Granada.

Damals und sogar schon im 12. Jahrhundert wurden die Weine aus Jerez in England vertrieben und geschätzt. Dort waren sie unter dem maurischen Namen der Stadt Sherish bekannt. Ihr Bekanntheitsgrad stieg sogar noch, als Heinrich I. den Einwohnern von Jerez einen Tausch vorschlug: englische Wolle gegen Wein aus Jerez. Sein Ziel war es, die englischen Manufakturen zu fördern. Die Sherry-Weine wurden damals eine wichtige Einnahmequelle für das Königreich. Dies führte dazu, dass Heinrich III. von Kastilien 1403 per königlichem Erlass verbot, auch nur eine einzige Rebe auszureißen. Er untersagte sogar das Aufstellen von Bienenstöcken in der Nähe der Weinberge, damit keine Bienen den Trauben Schaden zufügen konnten.

Die wachsende Nachfrage nach Sherry seitens englischer, französischer und flämischer Händler führte dazu, dass der Stadtverwalter von Jerez am 12. August 1483 die Verordnungen der Rosinen- und Weinlesezunft des Sherrys verkündete. Es war die erste Regelung unserer Herkunftsbezeichnung, die die Einzelheiten der Lese, die Eigenschaften der Botas (Fässer), das Ausbausystem und die Handelsgebräuche regelte.

Moderne Zeiten

Der Verkauf der Sherrys ins Ausland erlebte nach der Heirat von Katharina von Aragon mit Arthur von England und später mit seinem Bruder Heinrich VIII. eine neue Blütezeit. Katharina, eine sehr gebildete Frau, beschwerte sich darüber, dass "der König, mein Mann, die besten Weine von den Kanaren und aus Jerez für sich selbst aufbewahrt." 

Der Wein aus Jerez wurde jedoch nicht nur innerhalb Europas exportiert. Die Entdeckung Amerikas erschloss neue Märkte und ermöglichte blühende Geschäfte. Es war die Zeit großer Reisen und geographischer Entdeckungen. Historische Meilensteine waren mit Sherry verbunden. So kaufte Magellan vor dem Aufbruch auf seine lange Reise 417 Weinschläuche und 253 Weinfässer in Jerez. Auf diese Weise wurde der Sherry der erste Wein, der eine komplette Weltreise hinter sich brachte (falls nach der Rückkehr der Victoria mit Juan Sebastian Elcano noch ein Rest übrig war).

Es ist auch nachgewiesen, dass der Sherry bei den Eroberungsfeiern neuer Gebiete in Venezuela und Peru getrunken wurde.

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Sherry-Weine waren Teil der großen martimen Abenteuer zur Zeit der Entdeckung der Neuen Welt.

In der Zwischenzeit teilte die spanische Krone diese Neue Welt auf. Die neu gegründete Casa de Contratación in Sevilla war die einzige Einrichtung, die zur Verwaltung der neuen Länder und zum Handel mit ihnen befugt war. Die Konjunktur war günstig, und die Sherrys gehörten im Hafen von Sevilla zur Grundausstattung der Schiffe Richtung Amerika. Ein Drittel des Ladungsvolumens jener Handelsschiffe, die nach Amerika aufbrachen, waren für Sherry reserviert. Das nutzten die Winzer aus der Region Jerez, vor allem ab 1680, als die Flottenverwaltung nach Cádiz verlegt wurde und das Monopol des Hafens von Sevilla über den Handel mit Spanisch-Amerika endete.

Somit verwandelte der Handel mit Spanisch-Amerika die kleinen Familienbetriebe in regelrecht kosmopolitische Weinindustrien. Zahlreiche italienische Investoren und Händler wie Lila, Maldonado, Spínola, Conti, Colarte, Bozzano und Zarzana siedelten sich im 16. Jahrhundert in der Region Jerez an.

Der Weinverkauf von Jerez nach Spanisch-Amerika wurde häufig durch Seeräuber beeinträchtigt, die die Flotten raubten und deren Ladung in London verkauften. Die größte Lieferung Sherry erbeutete Sir Martin Frobisher, ein Mann aus der Flotte von Sir Francis Drake, der 1587 Cádiz angriff, Jerez plünderte und 3.000 gefüllte Weinschläuche nach London mitnahm. Die Ankunft dieser Beute in London machte den Sherry am Hofe Elisabeth I. bekannt und beliebt. So empfiehlt ihn die Königin dem zweiten Grafen Essex als den "idealen Wein". Im Hinblick auf den rapiden Anstieg des Sherry-Konsums und der begrenzten Lieferung beschloss König Jakob I. mit gutem Beispiel voranzugehen. Er ordnete an, dass den königlichen Weinkellern nur noch zwölf Gallonen (48 Liter) Sherry für seine Tafel entnommen werden durften ... allerdings pro Tag!

Wie bekannt und beliebt Sherry in der damaligen Zeit war, ist u. a. aus den Werken William Shakespeares ersichtlich, der sich täglich in Begleitung seines Freund Ben Johnson eine ansehnliche Menge  Sherry in der Bear Head Tavern genehmigte. Auch erscheint Sherry häufig in seinen Werken, wie z. B. in "Richard III.", "Heinrich VI.", "Ein Sommernachtstraum", "Die lustigen Weiber von Windsor" und "Heinrich IV". In seiner Apologia (1619) behauptete auch Pasquil, "dass alle Getränke vor dem Sherry den Hut ziehen".

Investitionen aus dem Ausland

Die Nachfrage nach Sherry schoss in die Höhe und die Engländer beschlossen, sich Sherry auch auf illegalem Weg zu beschaffen. 1625 versuchte Lord Wimbledon einen erneuten Angriff auf Cádiz - ohne Erfolg. Aufgrund dieses Fehlschlags mussten die Engländer (und ebenso die Schotten und Iren) ihre Sherry-Versorgung über übliche Handelswege sichern. Sie gründeten eigene Geschäfte in der Region Jerez.

Fitz-Gerald, O`Neal, Gordon, Garvey oder Mackenzie sind Namen englischer, irischer oder schottischer Familien, die sich im 17. und 18. Jahrhundert in dieser Gegend niederließen. Später kamen Wisdom, Warter, Williams, Humbert oder Sandeman dazu. Ihre britische Staatsangehörigkeit ermöglichte es einigen Bodega-Besitzern in Jerez, Druck auf die britische Regierung auszuüben, um die Einfuhrsteuer zu senken. Die wurde 1825 mit zwei Duros je Weinschlauch festgelegt, woraufhin sich der Sherry-Absatz zwischen 1825 und 1840 vervierfachte.

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Die Investitionen in der Region Jerez erwiesen sich als höchst rentabel und brachten das Geld als "wiederkehrendes Kapital" aus den ehemals spanischen Kolonien in Amerika zurück nach Spanien. In dieser Zeit kamen die Familien González (1835), Misa (1844) und ein ganzes Heer baskischer Familien in die Region: Goytia, Apecechea, Aizpitarte, Otaolaurruchi ...

Der Handelsaufschwung im 19. Jahrhundert war aber erst durch eine Reihe von Vorbedingungen möglich, die wir im folgenden Kapitel erläutern wollen.

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Kapitaleinsatz aus dem Ausland war entscheidend für den Aufbau der modernen Weinindustrie.

Aufbau der Industrie

Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Weine, die aus der Region Jerez exportiert wurden, andere als die, die man heute als Sherry-Weine kennt.

Seit Ende des 17. Jahrhunderts und während des 18. Jahrhunderts stieg die weltweite Nachfrage nach Wein beachtlich – insbesondere in den nordeuropäischen Ländern wie England und Holland. Die einzelnen Weinregionen hatten ihre Produktionsstrukturen angepasst, um dieser Nachfrage gerecht zu werden. Der englische Geschmack änderte sich – von anfänglich geforderten blassen, leichten Weinen zu stärkeren, dunkleren und reiferen Weinen.

Die Änderung der Nachfrage stieß in Jerez auf die bestehenden schwierigen Beziehungen zwischen Erzeugern (hauptsächlich Weinbauern) und Händlern. Erstere versuchten ihre kaum ausgebauten Jahresweine zu verkaufen. Diese mussten aufgespritet werden, um während der langen Reisen nicht zu verderben. Letztere orientierten sich an der Nachfrage und forderten andere Weine.

Die Handelsverbände, die die lokale Weinindustrie beherrschten, setzten sich für die Rechte der lokalen Weinbauern ein und schränkten so den Handel deutlich ein. Zahlreiche komplexe Vorschriften der Verbände hinderten die Produzenten daran, die Weine altern zu lassen. Dies wurde als "Spekulation" betrachtet. So wurde der Handel mit jungem Wein begünstigt, während die Händler daran gehindert wurden, jene Weine anzubieten, die sich größerer Beliebtheit erfreuten.

Trotzdem begann 1775, auf Drängen lokaler und zahlreicher ausländischer Händler, die sich in der Region angesiedelt hatten, der sogenannte "Extraktorenprozess". Nach mehreren Jahrzehnten endete er mit der endgültigen Abschaffung des Weinverbandes. Im Verlauf dieser Jahre waren die strengen Regeln des Verbands schrittweise weggefallen. Damit entstand eine bedeutende Liberalisierung und schließlich ein starker Impuls für Weinerzeugung und den Weinhandel.

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Im 18. Jhd. formten sich die Charakteristika der Weine aus Jerez, wie wir sie heute kennen: der Criadera- und Solera-Ausbau und die Architektur der Bodegas.
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In dieser Zeit wurden die ersten großen Bodegas von Jerez gebaut, ein deutliches Symbol für die prosperierende moderne Wein-Industrie der Region.

Eine weitere Ursache für die besondere Charakteristik der Sherrys war ein anderer Trend. Die Lagerung der Weine unterschiedlicher Ernten und die Notwendigkeit, den Markt mit einer konstanten Qualität zu versorgen, führte zu einer der markantesten Besonderheiten des Sherrys: die Ausbaumethode mit Criadera und Solera.

Da sich die Lagerzeit der Weine in den Fässern verlängerte, verwandelte sich das Aufspriten, das anfangs nur dazu diente, die Weine zu stabilisieren, zu einem önologischen Instrument. Der Zusatz von Weingeist in unterschiedlichen Verhältnissen führte so zu den vielfältigen Sherrytypen, die wir heute kennen.

Zu jener Zeit entstanden auch die großen Bodegas. In dem Bestreben, ideale architektonische Bedingungen für die Alterung der Weine mit der vorherrschenden klassizistischen Stilrichtung zu vereinen, bauten Exporteure wie Gordon, Lacoste, Haurie usw. große Weinkellereien, die noch heute ihre Besucher beeindrucken.

Die Verantwortlichen dieses Wechsels waren häufig die seit langer Zeit in der Region ansässigen ausländischen Händler wie Juan Haurie, Oneale, Lacoste, Juan Domecq, Patricio Murphy usw.) aber auch lokale Weinbauern, die im Ausbau und Vertrieb tätig waren (Cabeza, Menchaca, Rivero, López Martínez, usw.).

Das 20. Jahrhundert

Ende des 19. Jahrhunderts trat wie in fast allen europäischen Weingebieten auch in der Region Jerez die Reblaus auf. Der aus Amerika importierte Schädling (Daktulosphaira vitifolii) war die schlimmste Plage in der Geschichte des Weinbaus und zerstörte die Weinberge in Jerez, indem er die Rebwurzeln befiel. Die Epidemie war mehrere Jahre zuvor in zahlreichen Weinanbaugebieten an anderen Orten Europas festgestellt worden. Als sich das Insekt dann bis in die Region Jerez ausbreitete, war bereits die einzige Lösung für dieses enorme Problem bekannt: das Ausreißen der gesamten Reben, der Einsatz amerikanischer Reben, die gegen das Insekt immun waren und das anschließende Veredeln mit regionalen Reben.

Die Wiederherstellung der Weinberge in Jerez verlief im Vergleich zu anderen europäischen Gebieten relativ schnell. So wurde damals die endgültige Auswahl der Rebsorten getroffen, die noch heute zur Sherry-Erzeugung eingesetzt werden.

Die darauffolgenden Jahren waren Jahre des Wohlstands. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts breitete sich der Sherry dank des Fortschritts in Kommunikation und Verkehr weiter auf den internationalen Märkten aus. In diesen Jahren trat ein neues Problem zutage, das schon jahrelang schwelte, aber von den Kellereien in Jerez nicht bemerkt worden war: Nachahmer.

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Ankunft der Eisenbahn in Jerez – ab sofort wird sie die Weine direkt bei den Bodegas einladen.

Die Briten, die den Sherry zweifellos weltweit verbreitet hatten, trugen ihre Begeisterung auch in ihre Kolonien. In den Kolonien, die Weinproduktion zuließen, begannen sie mit der Erzeugung von Weinen, die in ihrem Stil dem echten Sherry ähnelten. Sie bezeichneten ihn dann als "Australian Sherry", "South African Sherry" oder "Canadian Sherry". So entstand das Problem von Imitationen, das bis heute anhält.

Nach und nach nahm die Gesetzgebung Begriffe wie "Schutz des geistigen Eigentums" und "Markenrecht" auf und formulierte Verteidigungsmechanismen gegenüber Nachahmern und unrechtmäßigen Aneignungen. In diesem Zusammenhang entstand ein sehr wichtiger Begriff – die Herkunftsbezeichnung Denominacion de Origen (D.O.). Sie tauchte zunächst im Zusammenhang mit der Weinproduktion auf und wurde später auch auf andere landwirtschaftliche Erzeugnisse übertragen.

Im letzten Drittel des 19. Jahrhundert nahmen die Kellereibesitzer der Region Jerez, alles Unternehmer, die ihrer Zeit weit voraus waren, an internationalen Konferenzen teil, in denen der juristische Rahmen für die D.O. entworfen wurde. 1933 wurde die D.O. Jerez in das erste spanische Weingesetzes aufgenommen.
Im Schutz dieses neuen Gesetzestextes machten sich die Erzeuger aus Jerez ans Werk. 1935 wurde die erste Regelung der Herkunftsbezeichnung Jerez und des Consejo Regulador, dem ersten Kontrollrat dieser Art in Spanien, veröffentlicht.

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Von der Reblaus-Plage und einer Export-Krise geschüttelt, stellten sich die Weinproduzenten ihren Problemen nach der Jahrhundertwende aktiv entgegen.
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1894 befiel die Reblaus die Sherry-Anbaugebiete. Die Folgen bedeuteten für viele Weinerzeuger den Ruin.